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In einem sehr intensiven Spiel setzten sich die Zweibrücker Löwen am Samstagabend gegen den bisherigen Tabellenführer HSG Krefeld mit 33:28 (15:14) durch und übernahmen damit zumindest für den Augenblick die Tabellenführung in der 3. Liga West.
„Ich denke, wir haben heute hochverdient gewonnen“, war SV-Trainer Stefan Bullacher von der kämpferischen Leistung seiner Mannschaft sichtlich angetan, stolz und sehr zufrieden!
Die 64er profitierten dabei durchaus auch von Verletzungspech der Krefelder, bei denen kurzfristig auch noch Rückraumschütze Stephan Pletz verletzungsbedingt passen musste. Pletz stand zwar auf dem Spielberichtsbogen und machte sich auch mit den Krefeldern warm, zum Einsatz kam er allerdings nicht.
Dafür war es insbesondere Tim Gentges, der die Zweibrücker Defensive sehr beschäftigte, immer wieder mit seinen Schlagwürfen erfolgreich war.
Auf Zweibrücker Seite machte Jugendnationalspieler Jerome Müller da weiter, wo er in der Vorwoche in Ratingen nach 13 Treffern aufgehört hatte, nämlich mit Torerfolg auf Torerfolg. Am Ende hatte der Linkshänder 15mal getroffen, damit großen Anteil am klaren Heimsieg der Zweibrücker Löwen. Schöner Nebeneffekt dieser Müller-Show war schließlich, der vorläufig erste Platz in der Torschützenliste der dritten Liga West.
Verletzungsprobleme hatten aber nicht nur die Gäste, denn auch die Gastgeber mussten weiterhin auf Björn Zintel, ihren zweiten Jugendnationalspieler, verzichten. Zudem reichte es auch für Kubo Balaz, der in der zurückliegenden Woche wegen Knieproblemen nicht trainieren konnte, nur zu einem „Kurzeinsatz“. Ein ganz wichtiges Tor erzielte allerdings auch der Slowake, nämlich das zum 29:24-Zwischenstand in der 52. Minute. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gästetrainer Olaf Mast bereits seine vierte Abwehrvariante angeordnet und mit Aris Wöschler und Jerome Müller die beiden Halbangreifer der Zweibrücker Löwen jeweils mit einer Manndeckung betraut.
Offensichtlich war der Krefelder Trainer mit der Defensivleistung seiner Truppe nicht zufrieden. Denn bereits nach 15 Minuten ging er von der 6:0 in die 3:2:1-Formation über. Ließ dann ab Mitte der zweiten Hälfte Aris Wöschler „Manndecken“ und versuchte es in den Schlussminuten sogar mit einer offenen Manndeckung.
Da die 64er allerdings stets eine Antwort parat hatten, war eine Ergebniskorrektur nicht mehr möglich, so dass sich die Gastgeber unter der Anfeuerung der 350 Zuschauer schließlich einen so nicht erwarteten 33:28 Heimsieg erspielten und die Gäste in der Tabelle überholten.
„Wir haben den Grundstein zu diesem Erfolg heute mit einer sehr guten Abwehr in Verbindung mit starken Torwartleistungen gelegt“, analysierte schließlich Bullacher nach dem Spiel, „und im Angriff war es erneut der überragende Jerome Müller“.
Bullacher hatte nach der Halbzeit seinen nicht schlecht haltenden Torhüter Ladi Kovacin rausgenommen und den A-Jugendkeeper Yannic Klöckner gebracht. Dieses Bauchgefühl hatte schließlich großen Anteil daran, dass die 64er im zweiten Durchgang entscheidend wegzuziehen vermochten, den „Klöcki“ parierte nicht nur zwei Siebenmeter, in der 46. Spielminute gegen Hannes Hombrink und in der 48. gegen Marc Pagalies, sondern hielt auch mehrfach gegen den Rückraum und die Kreisläufer und kam schließlich auf neun Paraden. Kovacin hatte im ersten Durchgang gegen Thomas Plhak auch schon einen Siebenmeter gehalten und insgesamt sieben Paraden in seiner persönlichen Bilanz.
Der Spielverlauf war bis zur 40. Spielminute völlig offen und sehr eng. Der Tabellenführer startete souverän und ging schnell mit 1:3 in Führung, blieb dann allerdings zunächst einmal sieben Minuten ohne eigenen Torerfolg, so dass die 64er zunächst ausglichen und ihrerseits mit 5:3 in Führung zu gehen vermochten. Bis zum 15:14-Halbzeitstand blieb es danach bei ständig wechselnden Führungen richtig eng und kein Team vermochte sich entscheidend abzusetzen.
Die SV-Fans in der engen und proppenvollen Ignaz-Roth-Halle nahmen dabei durchaus zur Kenntnis, dass die Gastgeber erneut mithielten, so wie es Bullacher vor dem Spiel erhofft hatte, als er sagte: „Wir sind sicher Außenseiter, aber wenn es gut läuft sind wir in einem Spiel auch in der Lage, jeden Gegner zu schlagen“.
Seine Mannschaft nahm sich diese Worte sehr zu Herzen, kämpfte, zeigte ein gutes Rückzugsverhalten und schaffte es zudem, mit den ständigen Kreuzbewegungen die Gästeabwehr sehr zu beschäftigen und immer wieder auch Mitspieler in gute Wurfpositionen zu bringen. Dass dies auch in eigener Unterzahl klappte, war ganz wichtig. So traf der 17jährige Jugendnationalspieler Jerome Müller während der Zeitstrafe gegen Philipp Hammann dreimal, während die beiden besten Gästespieler Hombrink und Gentges in Überzahl nur zwei Tore der Krefelder beisteuerten.
Auch dies war letztlich sicher eine Situation, die der jungen SV-Truppe Sicherheit gab.
Nachdem Flo Enders und Aris Wöschler unmittelbar nach der Pause in Überzahl erhöhten, Jerome Müller per Strafwurf sogar den 18:14-Zwischenstand folgen ließ, hofften die SV-Fans bereits, dass sich die Zweibrücker Löwen etwas lösen könnten.
Doch wieder kam es anders. Der Tabellenführer übernahm nun das Kommando, kam zum 19:18-Anschlusstreffer und während einer Zeitstrafe gegen Benni Zellmer sogar zur 20:21-Führung.
Spielentscheidend war danach, dass es den 64ern gelang, diese Situation entsprechend zu kontern, dass Benni Zellmer nach seiner Strafzeit in der 39. Spielminute direkt den 21:21-Ausgleichstreffer folgen ließ. Der 6:1-Zwischenspurt bis zur 47. Minute brachte die Gastgeber nämlich erneut in Vorteil, nun lagen sie mit 27:22 in Front.
In der sehr intensiven Begegnung, in der beide Trainer ihren Stammbesetzungen kaum Ruhephasen einräumten – oder auch einräumen konnten, war dies tatsächlich die Vorentscheidung. A-Jugendkeeper Yannic Klöckner hatte gerade seinen zweiten Siebenmeter gehalten und Jerome Müller seinen 13. Treffer erzielt, als die SV-Fans auf den Tribünen stehend applaudierten. Dennoch waren noch zwölf Minuten zu spielen, in denen Gästetrainer Olaf Mast noch viel offensiver verteidigen ließ, über Einzel- und Doppelmanndeckung bis hin zur ganz offenen Verteidigung. Es half nichts mehr, weil die junge SV-Truppe abgeklärt weiter spielte und selbst auch immer wieder erfolgreich war.
Sie hielt den Fünf-Tore-Vorsprung und durfte sich schließlich über einen verdienten 33:28-Heimsieg freuen, der schließlich auch den einen oder anderen SV-Fan überraschte. Wie bereits in der Vorwoche im Auswärtsspiel in Ratingen war einfach erkennbar, dass sich die junge SV-Truppe seit ihrem ersten Drittligajahr vor zwei Jahren in einem Lernprozess befindet, der zumindest in der Momentaufnahme einen Spitzenplatz der dritten Liga beinhaltet. Während Krefeld zwei Punkte im Meisterschaftsrennen verloren hat, haben die 64er zwei weitere Punkte zum großen Ziel „Drittliga-Klassenerhalt“ beigesteuert.
Am kommenden Wochenende haben die Zweibrücker Löwen nun erneut Heimrecht, dieses Mal gegen den hessischen Mitaufsteiger HSG Wiesbaden, dann wieder am Samstag in der gewohnten Zeit um 18 Uhr in der Westpfalzhalle.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (2. Hz.) im Tor – Kubo Balaz 1, Florian Enders 2, Aris Wöschler 8 – Jerome Müller 15/2, Michael Mathieu 1 – Benni Zellmer 4 – Nils Wöschler 1, Philipp Hammann 1, Jonas Denk, Erik Pohland und Dorian Vallet.
HSG Krefeld: Philipp Rauch und Malte Jäger (ab der 43.) im Tor – Maik Schneider 4, Gerrit Kuhfuß 1, Tim Gentges 8 – Thomas Plhak 1, Marc Pagalies 1 – Michael Wittig 3 – Hannes Hombrink 7, Lukas Schmitz 3, Andre Loschinski, Gerit-Christopher Fietze, Stephan Pletz, Thomas Pannen.
Zeitstrafen:6:4 Min., Siebenmeter: 2/2 – 4/1, Zuschauer: 350, Schiedsrichter: Seki Kaplan/Benjamin Sirker (Wiesbaden/Weiterstadt).