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Auch am Samstagabend verpassten die Zweibrücker Löwen im ersten Rückrundenspiel der Südstaffel der 3. Liga so etwas wie einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf gegen den Aufsteiger und Mitkonkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, die SG Pforzheim-Eutingen.
In der „vollbesetzten“ Ignaz-Roth-Halle, in der auch die gewohnte „Hexenkesselatmosphäre“ vorherrschte, waren sie zwar dominierend, hatten das umkämpfte Spiel lange im Griff, um dann allerdings in der Schlussphase wieder „Angst vor der eigenen Courage“ zu bekommen, so dass das Spiel „nur“ 23:23 (11:9)-Unentschieden endete und die Gastgeber einmal mehr mit „hängenden“ Köpfen das Spielfeld in der Ignaz-Roth-Halle verließen.
Dieses Mal waren sich nämlich alle in der Halle darüber einig, dass die SVler einen Punkt verloren und nicht einen gewonnen hatten. So sah es nach Spielende auch SG-Trainer Alexander Lipps, der von einem glücklichen Punktgewinn seiner Mannschaft sprach.
SV-Trainer Tony Hennersdorf ärgerte sich, dass seine Mannschaft nach der klaren 19:15-Führung in der 45. Spielminute ihre bis dahin eindeutig erkennbare Erfolgsformel aufgab und selbst das Tempo herausnahm. „Wir sind in der 3. Liga nur dann in der Lage mitzuhalten, wenn wir auch einfache Tore aus dem Tempospiel erzielen können – und diese Phase zwischen der 45. und der 53. Spielminute hat uns sichtlich aus dem Konzept gebracht“.
Dabei war der eigentliche Spielverlauf durchaus so, dass aus Zweibrücker Sicht „alles passte“. Benedikt Berz knüpfte im SV-Tor an seine zuletzt gezeigten starken Leistungen an, hielt hervorragend und war mit insgesamt 16 Paraden ein aufmerksamer Rückhalt einer weitgehend „gut funktionierenden“ 3:2:1-Abwehrformation. Der Zweibrücker Torhüter gewann auch den direkten Vergleich mit seinem Gegenüber, Mile Matijevic im Gästetor. Wobei auch der SG-Torhüter, der vor der Saison vom TV Großwallstadt in die Goldstadt gewechselt ist, eine gute Leistung zeigte, gerade in der Schlussphase der Begegnung immer wieder eine Hand oder einen Fuß an den Ball brachte.
In der zuvor sehr ausgeglichen geführten Begegnung, in der es den SV-Jungs meistens gelungen war, vorzulegen, wurde der bis dahin beste Gästespieler Arne Ruf nach einem Foul am gegenstoßlaufenden Dennis Götz in der 42. Spielminute disqualifiziert. Und das bedeutete zunächst auch eine klare Schwächung der Gästemannschaft. Denn der Linkshänder war im Pforzheimer Rückraum nicht nur auffälligster Spieler, er war mit fünf Treffern bis zu diesem Zeitpunkt auch erfolgreichster Torschütze, hatte wesentlich mehr Spielanteile als der vor der Saison neu verpflichtete 2m-Hüne Goran Gorenec, der gegen die offensive Zweibrücker Abwehr nicht zu seinem Spiel fand.
Der Bruch im Zweibrücker Angriffsspiel kam dann in der 45. Spielminute, als die SV-Jungs beim Stande von 19:15 selbst das Tempo herausnahmen – und damit ihre eigene Erfolgsformel vernachlässigten, die zuvor erarbeiteten Vorteile leider wieder wegschenkten.
Anstatt weiterhin Druck auf eine zu diesem Zeitpunkt durchaus etwas verunsicherte Gästemannschaft zu machen, weiter mit hohem Tempo anzugreifen, schalteten die 64er unbewusst einen Gang zurück, so dass die SG in den acht Minuten, in denen die 64er ohne eigenen Torerfolg blieben, den Vier-Tore-Rückstand egalisierten und in der 53. Spielminute zum 19:19-Ausgleichstreffer kamen.
Zwei Zeitstrafen gegen Nils Wöschler und Max Sema begünstigten in dieser Phase allerdings auch die Pforzheimer Angriffsbemühungen. Und Dominik Seganfreddo zeigte sich während des gesamten Spieles als „cooler Siebenmeterschütze“, erzielte die Gästetore 18 und 19 jeweils per 7m-Strafwurf. Seganfreddo war es dann aber auch, der durch einen Fehlpass einen Gegenstoß von Max Sema „einleitete“. Sema, sowie 40 Sekunden später Benni Zellmer, sorgten mit ihren Kontertoren – nach der vorangegangenen Torflaute – wieder für eine Zwei-Tore-Führung der Zweibrücker Löwen.
Beide Trainer hatten in taktischer Hinsicht einiges probiert, beide ersetzten beispielsweise bei Zeitstrafen auch jeweils ihren Keeper durch den sechsten Feldspieler. Und beide Teams hatten ihre stärksten Szenen in der Defensive. Denn die die Zweibrücker Abwehr arbeitete in ihrer aggressiven 3:2:1-Formation sehr konsequent, schaffte es auch immer wieder, die Gäste in „passive Spielsituationen“ zu bringen, hatte allerdings verschiedentlich insbesondere gegen die Halbangreifer der Gäste auch Probleme in einfachen 1:1-Situationen.
Der zweite Knackpunkt dieses Spieles aus Zweibrücker Sicht war etwa zwei Minuten vor Spielende ein knapp über das leere SG-Tor gehender direkter Anwurf von Benni Zellmer. „Vielleicht hätte er hier nicht absolutes Risiko gehen und den Ball zu dem kreuzenden Philipp Hammann passen sollen“, war sich Hennersdorf nach dem Spiel in der Einschätzung dieser Situation nicht ganz sicher. In der 43. Spielminute war Zellmer bei einer vergleichbaren Szene jedenfalls gelungen, den Ball ins leere SG-Tor zu werfen.
Statt somit weiterhin mit zwei Toren vorne zu liegen, kamen die Gäste erneut durch eine Siebenmetertor Seganfreddos zum 22:22-Ausgleichstreffer. Gut zwei Minuten vor Spielende erzielte Nils Wöschler mit einem Schlagwurf dann nochmals die Zweibrücker Führung, die erneut Seganfreddo, dieses Mal von Rechtsaußen, zehn Sekunden vor Spielende egalisierte.
Den letzten Angriff der 64er unterbanden die Gäste durch ein Stoppfoul, die letzte Aktion der Löwen war schließlich noch ein Freiwurf, den Christopher Huber jedoch knapp übers Tor warf.
Begonnen hatten die Gäste mit einer 6:0-Abwehr, gegen die die 64er mit ihren Kreuzbewegungen in der Regel gute Lösungen fanden. Nach Umstellung auf die 5:1-Formation gelang es den Gästen allerdings häufiger, das geordnete Zweibrücker Angriffsspiel zu stören.
In den ersten 30 Minuten war das Spiel dennoch eng, vermochten sich die Gastgeber erst in der 24. Spielminute beim 11:9 auf zwei Tore abzusetzen.
In den letzten sechs Minuten der ersten Hälfte wurden dann allerdings beiderseits noch einige Chancen vergeben, so dass schließlich beim Stande von 11:9 die Seiten gewechselt wurden.
Obwohl die 64er danach die bessere Mannschaft und dem doppelten Punktgewinn viel näher waren, reichte es schließlich erneut nicht, ein Spiel zu gewinnen. Und leider machte den SVlern auch die Konkurrenz nicht den Gefallen, zu patzen. Vielmehr gewannen die ebenfalls Abstiegs gefährdeten Teams von Köndringen-Teningen gegen den Meisterschaftsanwärter TSB Heilbronn-Horkheim, die SG Kronau-Östringen im torreichsten Spiel dieses Spieltages mit 40:37 bei der TSG Haßloch.
Wenn man davon ausgeht, dass der TuS Fürstenfeldbruck, der nur wegen der Punktabzüge momentan in den Abstiegskampf verwickelt ist, die zum Klassenerhalt noch nötigen Punkte sicher holen wird, dann sind es inzwischen sieben Punkte zum ersten Nichtabstiegsplatz, angesichts der bisherigen Zweibrücker Ergebniskrise ein kaum aufzuholender Abstand.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken:
Benedikt Berz und Rok Selakovic (bei eine 7m) im Tor – David Oetzel 4, Dennis Götz 4/2, Nils Wöschler 6 – Philipp Hammann 2, Benni Zellmer 4 – Max Sema 1 - Tom Grieser 2, Patrick Bach, Marc-Robin Eisel und Christopher Huber.
SG Pforzheim-Eutingen:
Mile Mijatevic und Ricardo Petruzzi (n.e.) im Tor – Arne Ruf 5, Julian Broschwitz 2, Sandro Münch 3 – Dominik Seganfreddo 7/6, Jonas Kraus – Michael Hohnerlein – Nicolai Gerstner 2, Tobias Müller, Goran Gorenac, Ingo Catak und Marius Hufnagel.
Zeitstrafen: 6:8 Min., rote Karten: Arne Ruf (42.) und Nicolai Gerstner (3 x 2 Min.), Siebenmeter: 2/2 – 7/6, Zuschauer: 380 Schiedsrichter: Florian Becker / Marco Nickel (Pfungstadt / Frankfurt).