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Etwa 1.000 Zuschauer, darunter auch einige Handballprominenz, verfolgten am Samstagabend das erste Zweibrücker Lokalderby seit fast fünf Jahren.
Mit Christian „Blacky“ Schwarzer waren ein Handball-Weltmeister, mit Klaus Wöller ein Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele in Los Angeles, mit Marek Kordowiecki ein ehemaliger Bundesligatorschützenkönig, mit Hans-Jürgen Müller ein ehemaliger Nationalspieler und mit Robin Egelhof ein aktueller Bundesligaspieler in der proppenvollen Westpfalzhalle und wurden dort Augenzeuge eines spannenden Derbys auf gutem Oberliganiveau, das der souveräne Tabellenführer VTZ-Saarpfalz gegen den Drittligaabsteiger SV 64 Zweibrücken am Ende knapp mit 24:23 (11:11) für sich entschied.
Das Zweibrücker Stadt-Derby war jedenfalls Werbung für den Handballsport. Sportlich endete das Derby mit einem 24:23 (11:11)-Erfolg der VTZ. Der SV sah den Abend am Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Mit einem weinenden Auge, weil VTZ-Kapitän Philip Wiese fünf Sekunden vor Spielende den Siegtreffer erzielte. Und das in einem Spiel, bei dem viele Zuschauer ein Unentschieden als gerechtes Ergebnis empfunden hätten.
Mit einem lachenden Auge, weil der SV seine bisher beste Saisonleistung abrief, den weiter ungeschlagenen Spitzenreiter bis zur letzten Sekunde forderte. Denn Wieses Tor beantwortete der SV mit einer schnellen Mitte und dem vermeintlichen Ausgleichstreffer. Unglücklicherweise hatte SV-Trainer Axel Koch instinktiv in dem Moment, als Wiese zum 24:23 traf, die Grüne Karte gelegt, um den letzten Spielzug besprechen zu können. Absolut kein Vorwurf an Axel Koch, hätte jeder so gemacht, waren sich beim SV alle einig.
Koch war dennoch traurig nach dem Schlusspfiff. „Das war kämpferisch und spielerisch top, was wir geboten haben. Ein Punkt wäre absolut verdient gewesen Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Höchstens den, dass wir unsere ganz klaren Chancen nicht genutzt haben“, sagte Koch.   Hätte der SV seine sogenannten 1000-prozentigen Chancen genutzt, wäre vielleicht sogar der Derbysieg möglich gewesen. Aber VTZ-Torwart Yannic Klöckner parierte in der 4. und 7. Minute zwei Strafwürfe von Marc-Robin Eisel, hielt in der 29. Minute einen Strafwurf von Tom Grieser und in der 35.Minute einen Siebenmeter von Nils Wöschler. Es waren vier ganz wichtige Szenen zu Gunsten des Tabellenführers, die diesem Sicherheit gaben.
Auch die Sicherheit beim Stand von 23:23 den Mut zu haben, auf den siebten Feldspieler zu setzen, das Tor leer zu lassen. Die VTZ spielte gegen die aufopferungsvoll kämpfende SV-Deckung nun mit zwei Kreiskäufern der ersten Kategorie in der Oberliga: Wiese und Vladislav Kurotschkin. Die eingespielte Variante – Pass Martin Mokris, Abschluss Wiese – konnte die junge SV -Abwehr nicht verteidigen. Es war der Siegtreffer.
Dass der Spitzenreiter hohes Risiko ging, zeigt aber auch, dass ihn die Löwen-Abwehr vor schwierige Aufgaben stellte. „Axel hat uns perfekt auf das eingestellt, was die VTZ spielt“, sagte SV-Kapitän Tom Grieser, der eine ganz starke Partie spielte, Kopf einer SV-Abwehr war, die erstmals in dieser Saison im Verbund richtig stark spielte. Dahinter agierte Torwart Benny Berz, der im ersten Durchgang acht Paraden zeigte. Eine starke Leistung. Allerdings stand ihm sein Gegenüber, Yannic Klöckner in nichts nach.
Es war ein taktisch geprägtes Spiel, in dem beide Teams 100 Prozent gaben. Auf höchst unterschiedliche Weise. Der SV, das war vom ersten bis zum letzten Mann auf dem Spielfeld und der Bank Emotion pur. Dazu trugen auch die wieder einmal sensationellen Fans der 64er bei. Schon vor dem Anpfiff rollten sie über den SV-Fanblock hinweg ein selbst gemachtes acht mal zehn Meter großes SV-Banner auf und ließen weißen Konfettiregen niedergehen. 60 Minuten lang feuerten sie die Mannschaft unermüdlich an. Dem stellte die VTZ die Ruhe und Abgeklärtheit des ungeschlagenen Spitzenreiters gegenüber, der in der letzten Spielszene kühl seine Chance nutzte.
In den 60 Minuten zuvor hatten sich der SV nie abschütteln lassen. Auch nicht nach 43 Minuten, nachdem Benny Zellmer die Rote Karte wegen Foulspiels gesehen hatte. Diese gute Leistung des SV habe er erwartet und gewusst, dass es eine schwere Aufgabe für seine Mannschaft wird, sagte VTZ-Trainer Danijel Grgic.
Die Löwen kämpften verbissen und versäumten es doch sich wenigstens mit einem Punkt zu belohnen. So blieb es bei gemischten Gefühlen nach der Niederlage. Freude über die Leistung, Enttäuschung über die fehlenden Punkte. „Es fühlt sich nicht wirklich wie eine Niederlage an, nach dieser Leistung“, sagte Kapitän Grieser. Aber wer die Siebenmeter nicht nutze, der verliere eben.
So spielten sie
SV 64 Zweibrücken:
Berz, 49. Santarini –Bayer (4), Eisel, Grieser (8/4) – Hammann (1), Zellmer (1) –Schwarzer (3) – Sema, Nils Wöschler (4), Majbik, Alt (2)
VT Zweibrücken-Saarpfalz: Klöckner – Kraucevicius (6), Mokris (1), Wiese (6) – Stauch (1), Baumgart (3) – Kurotschkin (6) – Wilga, Scholly, Mohn, Rifel (1)
– Siebenmeter: 8/4:0 - Zeitstrafen: 3:5 – Rote Karte: Zellmer (43./grobes Foul) –Zuschauer 1000 -  Schiedsrichter: Hoffmann/Hummel (Bretzenheim/Nieder-Olm)