Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk machten sich am Sonntagabend die Zweibrücker Löwen im Auswärtsspiel beim Mitaufsteiger Soester TV. Die Mannschaft von SV-Trainer Stefan Bullacher gewann das umkämpfte und spannende, allerdings nicht immer hochklassige Spiel in der Nähe des Sauerlandes mit 28:27 (14:11).
„Ich denke, der heutige Sieg war hochverdient“, freute sich Bullacher nach dem Spiel über die beiden wichtigen Punkte in dem Aufsteigerduell.
Dabei hatten die 64er mit allerlei Turbulenzen zu kämpfen. „Ich habe viele Zweikämpfe gesehen, aber beileibe nicht so viele Zeitstrafen“, fasste Bullacher seine Schiedsrichterkritik nach dem Spiel in sehr beschwichtigende Worte.
Während des Spieles war dem Zweibrücker Coach ob der seiner Meinung nach etwas unausgewogenen Zeitstrafen- und Siebenmeterlinie des Schiedsrichtergespannes einige Male fast der Kragen geplatzt.
Die Zweibrücker Löwen waren gut auf die taktische Ausrichtung des Soester Angriffsspiels eingestellt, wurden lediglich etwas überrascht, weil die beiden erfolgreichsten Torschützen der Soester, nämlich Torben Voss-Fels und Yannick Eckervogt zunächst lediglich auf der Auswechselbank Platz nahmen.
Soest’s Trainer Dirk Lohse hatte seine körperlich wohl etwas schwächeren, aber dafür „flinkeren“ Spieler gegen die Zweibrücker 3:2:1-Abwehrformation aufgeboten.
Und die 64er fanden gegen diese Formation relativ schnell zu ihrem Spiel, gingen nach nervösem Beginn und jeweils einem technischen Fehler in der Anfangsphase mit 3:2 in Führung. „Wir müssen jetzt allerdings endlich auch mal unsere Chancen reinmachen“, kritisierte Bullacher in dieser Phase seine Angreifer. Jerome Müller, und Florian Enders hatten jeweils mit Pfostentreffern Pech, der ansonsten sehr stark aufspielende Jugendnationalspieler Björn Zintel scheiterte mit einem Siebenmeter an Soest’s Torhüter Aaron Pfenning. So überraschte es keineswegs, dass sich die Gastgeber in dieser Phase durch drei Tore in Serie auf 5:3 absetzten.
Jetzt kam allerdings die große Zeit von SV-Keeper Ladi Kovacin, der nun gegen die starken Rückraumakteure der Gastgeber zur Hochform auflief, weiterhin zwei Siebenmeter parierte und damit die Grundlage legte, dass die 64er wieder die Kontrolle über das Spiel bekamen.
Jerome Müller und Robin Egelhof, der in der Schlussphase der ersten Hälfte für den „angeschlagenen“ Philipp Hammann ins Spiel kam, erzielten zwei Tore zur erstmaligen „Drei-Tore-Führung“ der SVler zum 12:9-Zwischenstand.
Robin Egelhof, der unmittelbar nach dem Spiel von Soest mit dem Zug zum Nationalmannschaftslehrgang in Richtung Warendorf aufbrach, erzielte auch das 13. SV-Tor. Der kurioseste Treffer des Spieles gelang dann allerdings Björn Zintel, als er bei einer schnellen Mitte den Ball aus 18 m Entfernung – zur großen Überraschung Pfennings – in den linken Winkel des Tores hämmerte. Zwei Sekunden waren da noch auf der Anzeigetafel als Restspielzeit zu erkennen.
Beim Stande von 14:11 für die 64er wurden dann schließlich die Seiten gewechselt.
Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste schnell zum 15:11, um dann allerdings unter anderem während einer der eher zweifelhaften Zeitstrafen gegen Nils Wöschler prompt den 15:15-Ausgleich hinnehmen zu müssen.
Jetzt war wieder alles offen, waren die Gastgeber wieder auf Augenhöhe mit dem SVlern. Bis zur 40. Spielminute gelang es den Zweibrücker Löwen dann immer wieder, jeweils ein Tor vorzulegen, ehe Soest durch einen „Doppelschlag“ in Überzahl, also durch zwei von insgesamt elf Treffern in Überzahl, beim 19:18 erstmals wieder die eigene Führung schaffte.
Die Vorentscheidung gelang den „Ersatz geschwächt“, nämlich ohne Mannschaftskapitän Aris Wöschler und Kubo Balaz angetretenen 64ern zwischen der 44. und 48. Spielminute, als die Jugendnationalspieler Jerome Müller und Björn Zintel, zweimal Benni Zellmer und einmal Robin Egelhof erneut in Unterzahl für den 20:24-Zwischenstand für die 64er sorgten.
In diese Phase kam es zu einer ganz wesentlichen Schwächung der SV-Truppe, als nämlich Torjäger Jerome Müller disqualifiziert wurde.
Der 18jährige hatte bei einer Abwehraktion den im Zweibrücker Wurfkreis stehenden gegnerischen Kreisläufer am Wurfarm getroffen. Sicher eine harte, wenn auch vertretbare Entscheidung der Unparteiischen. „War die rote Karte dann eine Schwächung Ihrer Mannschaft?“ wurde Bullacher bei der Pressekonferenz nach Spielende vom „Moderator“ gefragt, worauf Bullacher antwortete: „Natürlich – Jerome ist unser Haupttorschütze!“
Allerdings warfen seine Spieler auch ohne Müller in kämpferischer Hinsicht alles in die Waagschale, was sie zu leisten in der Lage waren. So kehrte auch der am Fuß verletzte Philipp Hammann jetzt auf’s Parkett zurück, stellte sich wie alle anderen in den Dienst der Mannschaft.
Und die SVler blieben weiter am Drücker, weil sie auch in Unterzahl immer wieder selbst Tore erzielten. Zum Verhängnis wurde ihnen dann die Zeitstrafe gegen Hammann in der 53. Spielminute, denn jetzt kamen die Gastgeber wieder zum 25:26-Anschlusstreffer. „Zum Glück haben die Soester in dieser Phase auch einige technische Fehler gemacht und zweimal deutlich über unser Tor gezielt“, stellte Mannschaftskapitän Aris Wöschler, der auf der Auswechselbank mitgefiebert hatte, schließlich erleichtert fest.
Die letzten drei Spielminuten waren dann an Dramatik kaum zu überbieten. Der gute Soester Spielmacher Max Loer erhielt in der 58. Spielminute eine Zeitstrafe, allerdings vergaben die 64er in Person von Benni Zellmer zweimal die Entscheidung, so dass die Gastgeber, unterstützt von ihren nun auf den Tribünen stehenden Fans zum umjubelten 27:27-Ausgleich kamen. Und wieder unterlief den SVlern im Angriff ein weiterer Ballverlust, wobei hier allerdings der Foulpfiff des Schiedsrichtergespannes zur Überraschung der Löwen ausblieb.
35 Sekunden waren in dem hochspannenden Spiel nun noch zu absolvieren, als Lohse sein letztes Team-Time-out nahm. Die Gastgeber hatten jetzt ihre erfahrensten Spieler auf dem Feld. Die rechneten allerdings nicht damit, dass Robin Egelhof in dieser Phase sehr offensiv agieren würde, beim Heraustreten den Pass zu Torben Voss-Fels im linken Rückraum abfing und den davongeeilten Benni Zellmer mustergültig anspielte. Und Zellmer, der zuvor noch zweimal gescheitert war, erzielte jetzt den umjubelten, erneuten Führungstreffer für die Gäste.
Als Egelhof beim letzten Soester Angriff schließlich ein Stoppfoul machte – wofür er auch wieder des Feldes verwiesen wurde - waren noch drei Sekunden zu spielen, als die Schiedsrichter die Zeit anhielten. Die Gastgeber brachten Voss-Fels zum Abschluss, Kovacin parierte und beim Nachwurf stand Soests Kreisläufer Rückert schließlich im Kreis. Das Spiel war aus und die 64er bejubelten den dritten Auswärtssieg der laufenden Drittligasaison. „Endlich wieder einmal gewonnen“, freute sich Wöschler mit seinen Mannschaftskameraden. Und: "Der Sieg war enorm wichtig für uns“.
So spielten sie:
Soester TV: Aaron Pfennig und Markus Jostes (30. bis 50.) im Tor – Finn Voss-Fels, Max Loer 8/2, Benni Haake 2 – Dominik Flor 5, Lukas Flor 1 – Tobias Rückert 1 – Torben Voss-Fels 6/2, Dirk Hartmann 4, Tim-Philipp Luther, Robin Bekel, Yannick Eckervogt, Anton Schoenle.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Jerome Müller 9/2, Björn Zintel 8/1, Florian Enders 1 – Philipp Hammann, Benni Zellmer 4 – Jonas Denk 2 – Robin Egelhof 4, Michael Mathieu, Nils Wöschler, Dorian Vallet, Erik Pohland.
Zeitstrafen: 6:16 min, rote Karte: Jerome Müller (47.), Siebenmeter: 5/3 – 4/3, Zuschauer: 450, Schiedsrichter: Christian Dux und Bennet Follmert (Paderborn / Lemgo).
Zweibrücker Löwen machen sich selbst ein Weihnachtsgeschenk!
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- Geschrieben von Christian Gauf