An Dramatik und Emotionalität war das Drittliganachholspiel der Zweibrücker Löwen beim SV Salamander Kornwestheim am Dienstagabend in der Kornwestheimer Sporthalle Ost nicht zu überbieten. Denn in dem spannenden, vom Abstiegskampf geprägten Spiel fehlte den Gastgebern am Ende nur der Bruchteil einer Sekunde zum Punktgewinn. Die 64er entführten also beim Kontrahenten im Abstiegskampf mit 24:23 (11:13) die beiden so eminent wichtigen Punkte.
Dabei hatten die 64er 25 Sekunden vor Spielende in Person des Mannschaftskapitäns Aris Wöschler zwei „Matchbälle“ vergeben und dem SVK im Schlussspurt wieder zu „etwas Oberwasser“ verholfen. Denn zunächst scheiterte Wöschler mit einem Siebenmeter an Felix Beutel – und kurz darauf parierte der in der 53. Minute für Tobias Teuterat ins Tor gekommene Beutel auch Wöschlers Nachwurf mit einem tollen Reflex. Den schnellen Konter der Gastgeber unterband Nils Wöschler kurz nach der Mittellinie, erhielt dafür aber 15 Sekunden vor Spielende eine Zeitstrafe.
Gegen die nun in Überzahl angreifenden Kornwestheimer kämpften die Zweibrücker wie die Löwen, warfen sich in die Zweikämpfe – und quittierten quasi mit dem Schlusspfiff erneut eine weitere, nämlich ihre insgesamt achte Zeitstrafe. Aris Wöschler musste in dieser Szene ebenfalls vom Feld. Was allerdings aus Zweibrücker Sicht in diesem Moment noch etwas mehr schmerzte, war die Tatsache, dass die Schiedsrichter den Zeitnehmer anwiesen, noch zwei Sekunden Restspielzeit einzustellen. Es folgte also kein direkter Freiwurf – der SV Salamander hatte nun sogar die Möglichkeit eines Zuspieles auf den Schützen. Dieses erfolgte auch auf Rückraumkanonier Hendrik Schoeneck. Der Rechtshänder täuschte an und hämmerte den Ball dann auch in das von Benni Berz gehütete SV-Tor. Berz hatte in der 25. Spielminute den glücklosen Ladi Kovacin im SV-Tor abgelöst.
Den Gastgeberjubel „erstickte“ dann allerdings die Gestik des Zeitnehmers, der darauf aufmerksam machte, dass der Treffer nach dem Spielschluss-Signal ins Zweibrücker Tor gegangen war.
Jetzt jubelten auf der anderen Seite die SVler, die durch die Halle tobten und mit ihrer etwa 25 Mann starken Fangruppe den doppelten Punktgewinn feierten. Die Zweibrücker Fans hatten in der am Dienstagabend mit 360 Zuschauern gefüllten Halle für eine Heimspielatmosphäre der Zweibrücker Löwen gesorgt.
Für ihre Fans erhielten die 64er dann bei der Pressekonferenz auch von vielen Seiten ein großes Lob. Die Jungs – überwiegend Spieler der B-Jugend, sorgten mit ihren zwölf Trommeln für eine Wahnsinnsstimmung, halfen der jungen SV-Truppe auch in Phasen, in denen es nicht gut lief!
Und solche Phasen waren in diesem Abstiegskrimi nicht einmal selten. Schon in der ersten Hälfte vergaben die SVler reihenweise klarste Chancen. „Wir spielen gut, müssen nur endlich unsere „big-points“ auch machen“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher schon zur Pause fest. Gerade in der Schlussphase der ersten Hälfte hatte es seine Mannschaft immer wieder versäumt, sich näher an die Gastgeber heranzuarbeiten, die zwischenzeitlich mit vier Toren, unter anderem in der 28. Spielminute beim 13:9-Zwischenstand, führten. Zumindest auf zwei Tore kamen die 64er im Schlussspurt der ersten Hälfte noch heran, hatten per Tempogegenstoß sogar noch die Chance zum Anschlusstreffer, Patrick Bach vertendelte hier allerdings den Ball.
Schließlich wurden beim Stande von 13:11 für die Gastgeber die Seiten gewechselt. Die Zweibrücker Vorstellungen, nach Anwurf mit einem schnellen Tor unmittelbar nach dem Seitenwechsel den Anschlusstreffer zu erzielen und damit den Druck auf die Gastgeber merklich zu steigern, vermasselte dann zunächst einmal Nils Wöschler, dem beim Anspiel zur zweiten Hälfte ein technischer Fehler unterlief. Dies nutzte Hendrik Schoeneck, der auch bereits in der ersten Hälfte torgefährlichster Kornwestheimer Angreifer war, zur erneuten „Drei-Tore-Führung“. Nils Wöschler hakte diese ärgerliche Situation allerdings professionell ab, übernahm in der Folge neben dem Zweibrücker Juniorennationalspieler Robin Egelhof immer wieder die Verantwortung zum Abschluss bei den Zweibrücker Löwen und führte die Mannschaft schließlich auch zum knappen Sieg.
Kein Wunder, dass sein Trainer Nils Wöschler anlässlich der Pressekonferenz im Anschluss an die Begegnung dann auch als Spieler des Spieles benannte. Bullacher wies dabei noch einmal darauf hin, dass der Spielmacher, ebenso wie Benedikt Berz, Robin Egelhof oder Patrick Bach noch der A-Jugend angehört. Neben diesen vier A-Jugendlichen, die sich am Dienstagabend auf dem Hallenparkett durchweg gute Noten verdienten, waren mit Niklas Bayer und Tom Grieser auch noch zwei weitere A-Jugendliche dabei, die allerdings am Samstag nicht zum Einsatz kamen.
Nils Wöschler sorgte mit einem Doppelschlag in der 37. bzw. 38. Spielminute für den 16:15-Anschlusstreffer, sein Bruder Aris erzielte in der 47. Spielminute beim 19:19-Zwischenstand erstmals wieder für den Ausgleich – und sorgte damit für einen enormen moralischen Aufschwung im eigenen Team. Endlich waren die 64er wieder dran, endlich belohnten sie sich in dieser „Abwehrschlacht“ auch einmal selbst.
Drei Minuten später gingen die Zweibrücker Löwen – wieder durch Nils Wöschler - sogar erstmals in diesem spannenden, dramatischen, jedoch ansonsten von Fehlern geprägten Spiel selbst in Führung, die Philipp Hammann sechs Minuten vor Spielende sogar zum 22:20-Zwischenstand ausbaute.
Diese Führung gaben die 64er anschließend nicht mehr her!
Die Zweibrücker Löwen verteidigten jetzt mit „viel Herz“, mit etwas Glück - insbesondere aber auch mit viel Geschick und holten schließlich den wichtigen Auswärtssieg. Damit gelang es ihnen nicht nur, in der Drittliga-Tabelle nach dem 27. Spieltag den RPS-Rivalen TSG Haßloch zu überholen, sie schlossen punktemäßig auch zum Tabellennachbarn Kornwestheim auf, haben zudem im Verhältnis zu beiden Kontrahenten den sogenannten „direkten Vergleich“ gewonnen, was bei Punktgleichheit am Saisonende von Bedeutung sein würde.
Die Zweibrücker Hoffnung, nun aus eigener Kraft den Klassenerhalt in der 3. Liga doch noch zu realisieren, hat jedenfalls am Dienstagabend einen ganz erheblichen Schub erhalten. Dass der Sieg in Kornwestheim letztlich glücklich war, vermochten die 64er durchaus richtig einzuordnen. Andererseits hatten sie gerade im Verlaufe dieser Saison auch schon viele Punkte ganz unglücklich verloren!
Am kommenden Samstag geht das Fernduell im Dreikampf um den letzten Nichtabstiegsplatz der Südstaffel der dritten Liga schon wieder weiter. Da empfangen die Zweibrücker Löwen die Bundesligareserve der Rhein-Neckar-Löwen – und wollen bzw. müssen dort auch entsprechend nachlegen.
Das eigene Restprogramm ist aus Zweibrücker Sicht sehr schwer. Zwar haben die 64er noch zweimal Heimrecht, treffen hier aber auf zwei starke Mannschaften, nämlich eben die Bundesligareserve der Rhein-Neckar-Löwen, derzeit Tabellensiebter und auf den letztjährigen Meister und Tabellenzweiten, die SG Leutershausen. Am letzten Spieltag müssen sie dann noch beim ehemaligen Bundesligisten VfL Pfullingen antreten.
Die 64er hoffen, dass die Westpfalzhalle am Samstagabend um 18 Uhr im „Löwenduell“ gegen die SG Kronau-Östringen 2 aus allen Nähten platzt, erhoffen sich entsprechend lautstarke Unterstützung von den Rängen. Auf die B-Jugendlichen mit den großen Trommeln können sie sich dabei wieder verlassen; die Viertelfinalspiele um die deutsche Meisterschaft beginnen nämlich erst eine Woche später.
Auf einen Blick:
SV Salamander Kornwestheim: Tobias Tauterat und Felix Beutel (ab der 53.) im Tor – Tim Schopf, Kevin Wolf 4, Hendrik Schoeneck 6 – Peter Jungwirth 6/4, Marc Pflugfelder 2 – Marco Kolotuschkin 2 - Christopher Tinti 1, Denis Gabriel 1, Marc Pflugfelder 2, Simon Lorenz, Marvin Flügel.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Benedikt Berz (ab der 25.) im Tor – Robin Egelhof 6, Nils Wöschler 7/2, Aris Wöschler 4 – Thomas Zellmer, Benni Zellmer 2 – Jonas Denk - Philipp Hammann 4, Patrick Bach 1, Tim Burkholder, Niklas Bayer, Tom Grieser.
Zeitstrafen: 6:16 Min., Siebenmeter: 4/4 – 5/2, Zuschauer: 360, Schiedsrichter: Florian Drechsler / Christian Hutner (Fürstenfeld / Lauben).