Die Zweibrücker Löwen haben am Samstagabend eine weitere Überraschung geschafft und die neuformierte Truppe des Neusser HV beim 31:26 (13:13)-Heimsieg deutlich geschlagen. Dabei waren die Voraussetzungen vor der Begegnung aus Zweibrücker Sicht alles andere als optimal. Denn zu den schon längere Zeit verletzten Kubo Balaz, Björn Zintel und Nils Wöschler gesellten sich in der letzten Woche noch Benni Zellmer und Torhüter Yannic Klöckner hinzu, die beide am Wochenende auch nicht ins SV-Trikot schlüpfen konnten.
SV-Trainer Stefan Bullacher nominierte deshalb neben dem 17jährigen Robin Egelhof in seinem zweiten Drittligaspiel den in der letzten Woche 17Jahre alt gewordenen Patrick Bach, den 19jährigen Dennis Schneider aus der SV-Zweiten, sowie den ebenfalls 17jährigen Benedikt Berz fürs Tor.
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Abwehr heute stabil bekommen“, äußerte der Zweibrücker Trainer Stefan Bullacher vor dem Spiel somit auch durchaus Skepsis.
Dabei dachte er natürlich auch an die enorm verstärkte Mannschaft des Neusser HV, die am Samstag sogar in Bestbesetzung in der Zweibrücker Westpfalzhalle antreten konnten. Also auch mit Rückraum-Shooter Thomas Bahn und Neuzugang Milos Filic,
Die Neusser Rückraumreihe in der Besetzung Christopher Klasmann, Ivan Cosic und Thomas Bahn setzte die Zweibrücker Löwen von Anfang an gehörig unter Druck, war zumindest im ersten Durchgang kaum zu kontrollieren. Auch deshalb, weil es der SV-Truppe in der neuformierten Abwehr nicht gelang, die Rückraumschützen aggressiv anzugehen und den Spielfluss zu unterbinden.
So war es eher der einmal mehr überragende SV-Torhüter Ladi Kovacin, der seine Mannschaft im Spiel hielt, weil er klasse hielt. Zwar gelang es der SV-Truppe, in der Anfangsphase immer vorzulegen. SV-Trainer Bullacher stellte allerdings bereits da fest, dass seine Mannschaft viel mehr Aufwand betreiben müsse, um zum Erfolg zu kommen.
In der Tat war es so, dass die SVler immer wieder durch Kreuzbewegungen versuchten, die 6:0-Abwehrformation der Gäste „ins Laufen“ zu bringen während die Neusser Spielanlage insbesondere darin bestand, im Rückraum einen Zweikampf zu gewinnen und dann das entstandene Überzahlverhältnis „einfach“ auszuspielen.
Nachdem die 64er in der 28. Spielminute durch das erste Tor von Kreisläufer Jonas Denk bei eigener Überzahl zum 13:11 erfolgreich waren, gelangen Dennis Aust und Christopher Klasmann per Siebenmeter quasi noch mit dem Halbzeitpfiff der 13:13-Ausgleich.
Die im ersten Durchgang etwas instabile Abwehr der Zweibrücker Löwen kam nach dem Seitenwechsel wesentlich besser klar. Großen Verdienst daran hatte der 17jährige Robin Egelhof, der nun gegen Thomas Bahn verteidigte.
Egelhof und Torjäger Jerome Müller zeigten insbesondere in der Abwehr eine tolle Partie, nahmen die Zweikämpfe gegen die körperlich überlegenen Gäste immer wieder konsequent an. „Es ist unglaublich, was meine Mannschaft heute gezeigt hat“, war SV-Trainer Stefan Bullacher nach der Begegnung sichtlich angetan vom Auftritt seiner jungen Truppe, die am Samstagabend ein Durchschnittsalter von 20,6 Jahren hatte, inklusive des 28jährigen Torhüters Ladislav Kovacins. „In dieser Besetzung hätte ich ihr diese Abwehrleistung vorher einfach nicht zugetraut. Und Ladi war einmal mehr überragend“, hob Bullacher seinen Keeper dann doch etwas hervor.
Zwischen der 39. und 41. Spielminute gelang es den Zweibrücker Löwen, sich nach zuvor unheimlich spannendem Spielverlauf erstmals etwas zu lösen, vom 18:17-Zwischenstand auf 21:17 wegzuziehen, wobei der erneut mit zehn Toren beste Zweibrücker Torschütze Jerome Müller den 21. SV-Treffer in Unterzahl erzielte, als er den zumindest in diesem Spielabschnitt etwas kopflos agierenden Gästen „den Ball klaute“ und per Tempogegenstoß abschloss.
Jetzt nahm Gästetrainer René Witte eine Auszeit. Danach traf Cosic einmal in Überzahl und ein weiteres Mal gegen sechs SV-Verteidiger aus dem Rückraum, so dass die Spannung beim 21:19-Zwischenstand weiterhin hoch war. Würden die SV-Jungs, bei denen Aris Wöschler, Jerome Müller und Kreisläufer Jonas Denk 60 Minuten gehen mussten, durchhalten, war hier die Frage.
Die etwa 420 Zuschauer - unter ihnen auch einige Schüler mit ihren Eltern, die von Freikarten Gebrauch machten, welche sie am Donnerstag anlässlich des Rookie-Cups, der inoffiziellen Stadtmeisterschaft für Grundschulen, erhalten hatten - fieberten auf der Tribüne mit, die Jugendspieler an den Trommeln feuerten weiterhin lautstark an.
Ganz wichtig aus Zweibrücker Sicht in dieser Phase, das 22:19 durch Jonas Denk, der sein bislang bestes Saisonspiel ablieferte und natürlich die Parade von Ladi Kovacin, der gegen Markus Breuer einen Siebenmeter parierte. „Wir haben auch noch nie eine solch emotionale Truppe gehabt“, freute sich Bullacher, dass jetzt auch alle guten Aktionen von der Bank aus entsprechend bejubelt wurden. Es folgten zwei weitere Treffer durch Jugendnationalspieler Jerome Müller und den im zweiten Durchgang sehr überzeugenden Spielmacher Florian Enders, der fünf seiner sechs Treffer nach dem Seitenwechsel erzielte, und René Witte nahm beim 24:19-Zwischenstand erneut ein Team-Time-out.
Die Moral des Neusser HV war endgültig gebrochen, als die Zweibrücker Löwen durch zwei weitere Tore von Jerome Müller und einem Gegenstoßtreffer von Michael Mathieu auf 29:21 wegzogen. 54 Minuten waren da gespielt, und die 64er hatten es geschafft, bei der Zeitstrafe gegen Jonas Denk ohne Gegentor zu bleiben.
Es spricht allerdings auch für den Neusser HV, dass er weiter kämpfte und in den letzten fünf Spielminuten auch noch eine Ergebniskorrektur zum 31:26-Endstand erreichte.
Der Zweibrücker Sieg war indessen letztlich hochverdient. Auch die sicher nicht unerfahrene Neusser Truppe machte an diesem Abend die neue Erfahrung, dass man ein Handballspiel nicht einfach so herunterspielen kann, wenn man zuvor über sieben Stunden Anreisezeit in den Knochen hat. In dieser Hinsicht sind die 64er etwas besser in der Übung, weil sie eben diese Strapazen quasi alle 14 Tage haben.
Mit nunmehr 12:4 Punkten liegen die Zweibrücker Löwen in der Dritten Liga West weiterhin deutlich über Soll.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Benedikt Berz im Tor – Jerome Müller 10/4, Florian Enders 6, Aris Wöschler 5 – Philipp Hammann 2, Erik Pohland – Jonas Denk 3 – Robin Egelhof 3, Michael Mathieu 2, Patrick Bach, Dorian Vallet, Dennis Schneider.
Neusser HV: Mikkel Modrup und Jascha Schmidt (ab der 41.) im Tor – Christopher Klasmann 2/2, Ivan Cosic 7, Thomas Bahn 8 – Dennis Aust 4, Ceven Klatt - Philip Schneider 2 – Viktor Fütterer 2, Markus Breuer 1, Milos Filic, Franklin Bezerra Filho, Marco Bauer,
Zeitsrafen: 10:6 min, Siebenmeter 3/3 – 3/2, Zuschauer 420, Schiedsrichter: Dominik Schek / Marco Wittemann (Mainz/Waldsee).
"SV-Jungs" besiegen auch den Neusser HV!
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- Geschrieben von Christian Gauf